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Freitag, 9. April 2010

3.
(Der Meister nimmt am Frühstückstisch Platz)

Meine Giete, de Eier sin ooch widder zu harte – wie oft hab ich dir das schon gesaacht? Mein Magen! Isch stehe mehr so uff weische Eier – da gibbts gar nischt zu lach’n – das vorbidd isch mir!
Weeste – so ä weiches Ei im Glas – das liegt ne Weltanschauung drinne – ach das verstehst du nich!
Mor is scha irgendwo Humaniste, un ooch de Eier ham doch ne gewisse ….na, wie soll isch sagen …. Also mir wirft sisch da zum Beispiel jeden Morgen erneut die philosophische Fraache auf:
Wer war denn nu zuerscht da – das Huhn oder das Ei?
Ach was quatsch ich denn hier rum …. Von Philosophie hast du sowieso geene Ahnung!
Gib mer lieber noch ne Semmel her! Was heest hier ich esse zuviel?
Du hast wo ä gleen Vochel – wa?
Weeste was dor alde Händel so gefressen hat?
Angeblich ä ganzen Ochsen!! An een Abend!!
Un dann hat er den Messias geschrieben – na gibt’s da jetzt noch Frachen?
Na also – her mit dem Schinken!
DieWeiber!

(Der Meister beendet sein Frühstück)

So, meine liebe Gosima, jetzt muß isch von dir scheiden, den die Welt tut nach mir rufen tun!
Nu schneide geene Gesichter – das is de neie Rechtschreibung – isch gomme vom Brühl aus Leipzig – Messestadt, verstehst de, un dorten lernt mor alles was mor fors Leben braucht – ooch de deutsche Sprache – wie se richtig ausgesprochn wird!
Nich so geschraubt wie dein Babba!
Iber denn sein Deutsch gennt’sch misch manchma beöln!
Wer sagt denn zum Beispiel zu änner Bäpe schon „Napfkuchen“!
Gee vernünftcher Mensch dut so was!
Ach du weest gar nisch was ne Bääpe is ….. na da hamm’ mers!
Nuja, wenn mor uff so ä Bauernhof in dor Busta uffwächst ….. ach das is jetzt doch egal ob das nu stimmt oder nich – gugge ma liebr uff de Uhr!
Siehste! Es is schon wieder so späte, de Probe fängt glei an! Wer is bloß uff die bleede Idee gekommen de Hauptbrobe früh um Zehne anzufangen?
Was? Das war ich selber? Nuja, also, - das hat schon was - mer saacht doch immer: „Morgenstund’ hat Gold im Mund!
Na hoffentlich hatten de Musikker gestern abend nisch zuviel Akohol im Mund!
So, nu bin ich soweit! Noch schnell de Mitze uffn Deetz, denn das macht erscht den Meister aus! Nu gannste denn Kutscher sachen, das er vorfahr’n soll!
Was? Dor Gutscher hat heite sein freien Daach?
Was is denn das widder for änne Goordination?
Nu der hat doch erst vor drei Wochen een gehabt - wo soll denn das noch hinführen!
Da muß isch wohl gar noch mit’n Busse fahr’n? Menschensginder, hier bleibt ehn aber ooch nischt erspart! Am besten is mer macht ma widder ä ausgedehnden Urlaub, am besten in dor sächschen Schweiz! Hier gammer doch verrickt wen!
Naja, is doch wahr!
Abber nu mach’s ma gut mei Schnuggelchen, bis nachher! Ja de Bemm hab isch eingebackt!

(Der Meister schreitet die Treppe hinunter und stolpert über den Hund)

Wer hat den das Vieh hierhergeleecht?
Da gann mer sisch doch glatt de Beene breschen – das is ja lähmsgefährlich!

Geh mei guuter Wodan, leech dich woanders hin! Siehste Gosima, mit so ä Dier muß mer bloß richtig reden!

(Der Hund knurrt und schnappt nach des Meisters Bein)

Aua! So ne undankare Deele!
Nee - s war ni so schlimm!
Isch bin dann ma weg!

(Der Meister verlässt das Haus murmelnd dann summend in Richtung Haltestelle der Pferdebahn)

- Fortsetzung folgt -

Donnerstag, 8. April 2010

2.
(Der Meister befindet sich im Badezimmer bei seiner Morgentoilette,
Wasser läuft, er gurgelt nach der Melodie des Walkürenritts, verschluckt sich)

Isch gloobe, isch bin heide nisch so gut bei Stimme! Aber denn dicken Damen von der Walkürenfraktion sing isch das allema noch vor!

(summt einen Schlagermelodie vor sich hin, die sich gerade in der Bayreuther Hitparade auf Platz eins katapultiert hat: „Das schöne Mädchen von Seite eins“, sein Text geht so:)

Der große Meister wohnt in Bayreuth,
das hat dor Geenich schon oft bereut,
Und heite abend nu - da legt er richtig los,
mei lieber Geenich – nu sag mal bloß!

(schneidet sich beim Rasieren)

Autsch! Och noch geschniddn!
Gosimaaa!
Gooosimaaa!
Wo isn das Flaster?
Geens mer da?
Was is denn das bloß for ä Haushald hier!
Na nu bring mer wenichstens de Zeidung!
Nee ich sitzte nich uffn Klo, ich brauch se zum Bluud schdilln!

Das Weib treibt misch noch in Wahnsinn! Wenn die nisch de Dochder von mein Freind Liszt wär,
dem alden Nasenbär …

Oh! ä neier Reim ! Denn wär isch glei ma uffschreim, vielleicht gammer da ne neie Ober draus machen - Der Ring des Nasenbären, oder Nasenhäuser!
Nee, das is zu uffdringlich - isch habs: Der fliegende Nasenbär!
Na ma sähn - da fällt mer schon was ein!

Un uff das Dema zurückzugomm - ma so gesacht, de Gosima … neja mor gann se mach’n …
wenn se mich nur nich immer gritisiern tät!
Abber, das had se von ihrn Babba – das sin de Gene!

hmm hmm (summt weiter und raschelt mit der Zeitung)

Nanu, was missen meine sächsschen Meisterauchen da erblicken?
Macht sich doch schon widder in der Zeidung so ä Schmierfink übern Ring der Nibelungen lustig! Hanslick der alte Schurke!
Eine orgiastische Selbstbefriedigung des sächsischen Musicalclowns!
Na da hehrt mer doch alles uff! Der hat wo iberhaupt geene Benimmse … der hat wo nich alle uff dor Bemme … un iberhaubt!
Sächsischer Musikalclown .. daruffhin kennt isch’n glatt verklaachen!

Gosimaaa!

Haste das schon gelesen? Ja?
Un da saachst du mir nischt! Weeste was’sch langsam gloobe? Du bist wo gar denn seiner Meinung!
Ich hab nämlisch schon lange den Verdacht, das du mehr uff denn Klavierschnulli von dein Babba schtehst als uff die ädlen, reinen Meisterwerke von mir!
Ach so is es nisch?
Na das mechtsch dir ooch geraten ham mei Schibbchen!
Nu here aber uff zu diskudieren, her mit’n Frühstick, de Zeit drängelt!

(summt wieder eine Melodie vor sich, die er am Abend vorher von einem Newcomer-Orchester namens Queen gehört hat. Diese Kapelle spielt nämlich zurzeit jeden Abend in seiner Stammkneipe „Zum Blauen Siegfried“.

„Gääse mit Schampions - un ä Ei…“)

- Fortsetzung folgt -

Mittwoch, 7. April 2010

1.
Ich darf mich kurz vorstellen - mein Name ist Wichard R. Agner

Meines Zeichens bin ich Biographist!

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich wichtige historische Dokumente entdeckt, die einen interessanten Einblick in das Leben und Wirken des großen sächsischen Komponisten Richard Wagners geben.
Es sind Aufzeichnungen aus dem Tagebuch seines Hausdieners Bernfried Bäprich (vom Meister selbst auch im Scherz „ De Bäpe“ genannt).
Dieser Hausdiener begleitete den Meister auf allen seinen Wegen – von seinem Geburtsort Leipzig bis nach Bayreuth ins Haus Wahnfried. Seine szenischen Notizen ermöglichen einen tiefen Einblick in das Privatleben des Meisters.
Natürlich, da er ja im Dienste des berühmten Sachsen stand, sind seine Aufzeichnungen geschrieben wie ein – na heute würden wir sagen - Drehbuch.

Nachdem ich nun mühevoll Teile der Aufzeichnungen restauriert habe, möchte ich diese der Öffentlichkeit nicht mehr länger vorenthalten.

Ach, eins wäre noch vorher zu bemerken!

Die Aufzeichnungen sind in sächsischer Sprache notiert – er stammt ja genau wie der Meister auch aus Sachsen!

Falls Sie Schwierigkeiten beim Lesen des sächsischen Textes haben – einfach laut lesen, dann werden Sie schon sehen …

Also – ich beginne (oder wie der Meister sagen würde:“Isch tue anfang‘ tun!“)

Ein Tag im Leben Richard Wagners (und zwar der 13.08.1876)

1.
(Im Schlafzimmer des Meisters, leises Schnarchen)
(Im Radiowecker (!), der sich ruckartig anschaltet dröhnt laut der Walkürenritt)

Rch …. Rch … Oh - was’n los?
Mein Gott bei so ä Grach soll mer nu schlafen!
Erscht ma die Blärrgiste ausstelln!

(stellt ab und schnarcht weiter, Cosima Wagner betritt das Schlafzimmer)

Gosima! Here uff! Mensch, nicht mal in Ruhe schlafen lassen die een hier…
Da is mer nu schon … dor … dor Dings … hier ä - dor … na du weest doch was isch bin!
Dor Dings vom Geenich …un dann mach’n die so was mit een …Käsequark!

Die genn mich alle ma ….

Rch …Rch … (schnarcht weiter) Rchm -
Wie? - Was?
Nu geh mir doch nich uff de Getten Gosima!
Haste nischt in der Küche zu tun? Nee? Vieleicht ma ä richtschn Gaffee kochen?
Nich so ne Blärre wie gestern!
Immer bloß indelektuell rumquatschen - und von Gaffegochn geene Ahnung!
Aber jeden Abend Rodwein un Gäseeggen un ä Haufen Spinner in der Bude – das geht mer langsam uffn Sagg!
Du gennst mer zum Beischbiel ooch ma zu Midach so ä richtschn Eindopp gochen – gannst de das iberhaubt?
Nu gomm mir nisch mid: bei eich zu Hause had de Gechin gegochd – weeste – isch will dir ma was sagen - warum dei Babba so mit de Weiber rumgezottelt is….
Verstehste ….. das gann’sch dor nämlisch genau sachen:

Weil’s bei eich zu Hause nie ä richdschn Eindopp gab!

Leibzscher Allerlei oder Gartoffelsubbe oder ma ä richtschn Bohneindopp – Jedes Böhnchen gibt ä Dönchen … Hihihihi!

Na nu gomm – due nisch so vornähm!
Was?
Was is los?
Ach herrecheminee!
Warum hasdn mir das nisch glei gesacht?
Mensch – heide is doch de letzte Brobe – im Deater – forn Ring!
Un heide Ahmd is Urufführung!
Un ich Dussel quadsche hier rum – also raus ausn Bedde un nischd wie nein in de Glamodden!

(der Meister eilt ins Bad)

-Fortsetzung folgt -